Blutbuch
von Kim de l'Horizon

Uraufführung: 26. April 2024, Theater am Werk – Kabelwerk, Wien

Die Erzählfigur in Blutbuch identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem Schweizer Vorort, lebt sie nun in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Familiengeschichte, mit der Mutter, der Großmutter und allen Müttern vor ihnen auseinanderzusetzen.

Regisseur Paul Spittler inszeniert diesen stilistisch und formal einzigartigen sprachlichen Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen wie Geschlechter, Traumata und Klassenzugehörigkeiten als österreichische Erstaufführung am Theater am Werk.

Mit: Jasmin Avissar, Jchj V. Dussel, Harwin Kravitz, Moritz Sauer, Lara Sienczak

Bühnenfassung: Jchj V. Dussel und Paul Spittler
Inszenierung: Paul Spittler
Bühne und Kostüm: Lan Pham
Musik: Philipp Pettauer
Choreografie: Jasmin Avissar
Dramaturgie: Hannah Lioba Egenolf
Regieassistenz: Melanie Klos

“Wie setzt man eines der gefeiertsten Bücher der vergangenen Jahre für die Bühne um? […] Letztlich so, wie es Paul Spittler nun im Wiener Theater am Werk vorführt. […] Der Abend versucht nicht, die Komplexität des Romans zu reduzieren, sondern feiert dessen Polyphonie.”
Martin Fichter-Wöß, APA

“Im Kern dreht sich hier alles um die Frage: Wer bin ich eigentlich? Darauf gibt es in Blutbuch zwar keine schnelle Antwort, die authentische Auseinandersetzung mit der Vielschichtigkeit dieser Thematik ist aber allemal einen Theaterbesuch wert.”
Bernadette Sarman, The Gap

“In Form eines roten Fadens, Masche für Masche verstrickt, zieht sich das Blut durch den Abend, an dem fünf höchst unterschiedliche Performer:innen im bauchfreien Top auf der Bühne stehen: Jasmin Avissar, Jchj V. Dussel, Harwin Kravitz, Moritz Sauer und Lara Sienczak kommen aus den Disziplinen Tanz, Performance und Schauspiel. In der hervorragenden Inszenierung teilen sie sich den Text und die Rollen und werden so zu fünf Versionen von Kim: komplex und divers.”
Sara Schausberger, Der Falter

“Mehr als bloß viel anonymer Sex: Blutbuch als sensibler Bühnencoup. […]Alle Widersprüche so sensibel aufzunehmen, das muss man erst einmal schaffen.”
Michael Wurmitzer, Der Standard

Fotocredit: Victoria Nazarowa